Überlagerungen

….Die unterschiedlichen Bildelemente sind in einem sich stets verändernden Rhythmus über die gesamte Bildfläche verteilt und lassen ein über, unter oder nebeneinander verschiedener Gestaltungsformen erkennen. Dabei müssen sich die abstrakten Bildelemente,wie die frei gezogenen weißen Linien und ineinanderfließenden malerischen Bildgründe gegen großflächige Musterungen behaupten. Es ist ein dynamisches Wechselspiel, das – um der Routine zu entgehen – erst im Entstehungsprozess erprobt wird, somit stets neue Herausforderungen mit sich bringt und das künstlerische Ergebnis immer offen lässt.
Die Arbeiten haben den Titel Überlagerungen und die Künstlerin stellt die Frage nach dem Impuls der künstlerischen Kreativität, eine der spannendesten, aber auch ungeklärtesten Fragen im breiten Spektrum menschlichen Handelns. Wir wissen heute, dass neben den kulturellen Wurzeln und Einflüssen auch die genetischen Dispositionen hierbei eine wichtige Rolle spielen. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen versucht Chris Eichholtz das Zusammenspiel beider Parameter zu ergründen, so dass sich in ihren Bildern ‚Natur und Kultur’ gleichermaßen begegnen, ausdrucksstark und gleichberechtigt. Linien als Leitwege oder Kreisformen als persönliche Markierungen sind in der für Chris Eichholtz typischen freien Malweise wiedergegeben und somit Ausdruck einer eher individuellen Geste. Nicht nur formal - auch inhaltlich unterscheiden sich hiervon die großflächigen Musterungen. Die Herstellung der Stempel sowie ihr serieller Abdruck auf der Leinwand setzen in gewissem Maße Genauigkeit und Präzision voraus, sie sind zum einen ein Gegenpol zur individuell geprägten Malweise, zum anderen aber auch kulturelle Zitate aus aller Welt.
Chris Eichholtz versucht die beiden Pole künstlerischen Handelns im Arbeitsprozess selbst zusammenfließen zu lassen. Formal verweist das Bild auf das Spannungsverhältnis von Kultur und Natur, der Gestaltungsprozess selbst lässt fließend und im ständigen Wandel begriffen, immer wieder neue ‚Lebensspuren’ kreativen Handels entstehen.
Dr. Hildegard Heitger-Benker